Nahrungs(ergänzungs)mittel und Medikamente


Nahrungs(ergänzungs)mittel und Medikamente

"Nicht zusammen mit Alkohol einnehmen!" so lautet häufig die Devise, wenn es darum geht, Arzneimittel richtig zu verwenden. Zugegeben: Alkohol ist ein harsches Beispiel, um zu erläutern, wie Nährstoffe und Medikamente miteinander im menschlichen Körper wirken können, aber es macht deutlich, wo die Reise hingeht.

Wir essen und trinken jeden Tag die unterschiedlichsten Dinge, aus den unterschiedlichsten Gründen. Milch für den Kalziumbedarf, Eier, Fisch und Fleisch, weil viel Protein enthalten ist, oder Gemüse wegen der zahlreichen Vitamine und so weiter. Und es macht Spaß, Essen ist Lebensfreude. Deshalb kommt ein Gedanke wie zum Beispiel "Nicht zusammen mit Milch(-produkten) einnehmen!" nicht so schnell in den Sinn.

Medikamente werden im menschlichen Körper meist genauso verteilt wie Nährstoffe auch, über den Blutkreislauf und das Stoffwechselsystem. Wenn sie oral, also über Mund und Speiseröhre, eingenommen werden und sich im Magen verteilen, haben Medikamente sogar genau den gleichen Pfad durch den Körper wie Nährstoffe: Sie werden zunächst im Magen-Darm-Trakt gelöst, gemischt und in eine Form überführt, die gut vom Darm angenommen werden kann. Dann folgen die Aufnahme durch die Darmschleimhaut, die Abgabe ins Blut und der Transport über den Blutkreislauf in die Gewebe bzw. dorthin, wo sie wirken oder verbraucht werden. Hier erfüllen Nährstoffe und Medikamente dann ihre Funktion und der Körper reagiert darauf. Schlussendlich werden Reststoffe sowie überschüssige Nährstoffe und nicht abgebaute Medikamente über Leber und Nieren ausgeschieden.

Auf diesem gemeinsamen Weg durch den menschlichen Körper können sie sich auch gegenseitig in Aufnahme, Transport, Wirkung und Ausscheidung beeinflussen. Kalzium, das wir auch durch Milchprodukte zu uns nehmen, kann die Aufnahme von Tetrazyklin-Antibiotika durch den Körper beeinträchtigen und so deren Wirkung verzögern oder schwächen.1 Deshalb ist es wichtig, die ärztlichen oder pharmazeutischen Anweisungen bzw. die Anweisungen auf dem Beipackzettel zu Zeitpunkt und Art der Einnahme wie "vor/nach Mahlzeiten", "auf nüchternen Magen" oder "nicht zusammen mit Alkohol/Milchprodukten" etc. zu beachten und zu befolgen. Umgekehrt können Medikamente die Aufnahme von Nährstoffen vermindern oder deren Ausscheidung verstärken.2 Das ist von besonderer Bedeutung für Menschen, die dauerhaft Medikamente einnehmen, Vorerkrankungen haben oder spezielle Gruppen von Menschen wie Kinder, Schwangere sowie Menschen in fortgeschrittenem Alter. Frauen, die orale Kontrazeptiva, also Präparate zur Empfängnisverhütung, nutzen, können von einer verstärkten Ausscheidung der Vitamine B2, B6, B12 sowie Ascorbinsäure und Folsäure betroffen sein. Medikamente, die diuretisch wirken, also die Ausschwemmung von Urin verstärken, können auch verstärkt B-Vitamine und Folsäure sowie wichtige Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Zink ausschwemmen. Auch verschiedene Antibiotika können zu Verlust von Mineralien, B-Vitaminen und Eisen führen.3

Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung kann dabei helfen, durch Medikation begünstigte Mangelerscheinungen auszugleichen. Nahrungsergänzungsmittel, also spezielle Präparate, welche die Nahrung ergänzen und dafür bestimmte Nährstoffe, Vitamine oder Mineralstoffe enthalten, können dazu beitragen, ganz gezielt Vorräte im Körper aufzufüllen und einen gesunden Stoffwechsel zu erhalten. Nahrungsergänzungsmittel können Nahrungsmittel allerdings nicht ersetzen und sollten nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin eingesetzt werden, um den Erfolg einer medikamentösen Therapie sicherzustellen. Gegebenenfalls ist hierbei auch eine ernährungsmedizinische Beratung sinnvoll. Sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darauf an!

Quellenangaben
1 Neuvonen, P.J.; Interactions with the absorption of tetrayclines; Drugs, 11(1) (1975): 45
2 Mohn, E.S. et al.; Evidence of drug-nutrient interactions with chronic use of commonly prescribed medications: an update; Pharmaceutics, 10 (2018): 36
3 Karadima, V. et al.; Drug-micronutrient interactions: Food for thought and thought for action; The EPMA Journal, 7 (2016): 10