Arzneimittel online kaufen? – Interview mit Sanicare


Arzneimittel online kaufen? – Interview mit Sanicare

FLUXXGESUND: Der Umsatz von Versandapotheken hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Wie funktioniert der Onlinehandel Ihrer Branche und was unterscheidet sichere Versandapotheken von unseriösen Angeboten?

Christoph Bertram: Prinzipiell funktioniert der Onlinehandel von Apothekenprodukten genau wie der aller anderen Produkte auch, was allerdings nur für nicht verschreibungspflichtige Artikel gilt, die im deutschen Onlinehandel etwa 90–95 % ausmachen. Für die restlichen 5–10 % - Arzneimittel mit Verschreibungspflicht – ist bisher noch ein aufwendiges und zeitintensives Verfahren notwendig. Unseriöse Angebote sind u.a. daran zu erkennen, dass eine solche Verschreibungspflicht nicht berücksichtigt wird. Zusätzlich verfügen die Anbieter nicht über das EU-Sicherheitslogo mit entsprechender Länderflagge, das in einem Mitgliedstaat der EU genehmigte Versandhandelserlaubnisse anzeigt.

FLUXXGESUND: Wie stellt das EU-Sicherheitslogo sicher, dass nur vertrauenswürdige Versandapotheken als solche zu erkennen sind?

Christoph Bertram: Das EU-Sicherheitslogo ist ein klickbares Logo auf der Internetseite einer Versandapotheke (meist im Impressum zu finden), das zum entsprechenden Eintrag im Versandhandelsregister des jeweiligen Landes führt. Diese Einträge werden behördlich genehmigt, d.h. für Anbieter aus Deutschland leitet ein solcher Klick zum Eintrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weiter, an das die regionalen Überwachungsbehörden alle von ihnen erteilten Versandhandelserlaubnisse melden.

FLUXXGESUND: Welchen ergänzenden Mehrwert bilden Versandapotheken im Vergleich zu Apotheken vor Ort auch gerade jetzt in der "Corona-Zeit"?

Christoph Bertram: Ganz klar: Im Versandhandel gibt es kein Anstehen und damit auch kein Ansteckungsrisiko. Das gilt natürlich auch in "normalen" Zeiten während der Grippe-Saison. Und wir versprechen eine Auslieferung innerhalb von maximal 48 Stunden. Gleichzeitig kommt die Beratung nicht zu kurz, weil in unserem Kundenservice-Center bei Bedarf direkt pharmazeutische Fachkräfte erreichbar sind. Außerdem sind Bestellungen im Onlineshop unabhängig von Öffnungszeiten rund um die Uhr möglich. Darüber hinaus wird der Apotheken-Versandhandel außerhalb der Ballungszentren und in ländlichen Regionen immer wichtiger, um die Versorgung mit Arzneimitteln auch dort zu sichern, wo Apothekenfilialen schließen. Allerdings findet diese Entwicklung nicht erst kürzlich statt; Corona hat sie lediglich beschleunigt.

FLUXXGESUND: Hat die Corona-Pandemie auch einen Nachholbedarf bezüglich der Digitalisierung der Medikamentenversorgung aufgezeigt?

Christoph Bertram: Ja, es hat sich gezeigt, dass wir mit dem elektronischen Rezept zu spät dran sind. Während der Pandemie wurde der Ärzteschaft eingeräumt, Rezepte ohne den klassischen Kontakt im Sprechzimmer oder beim Hausbesuch auszustellen und das Rezept per Fax an eine Apotheke zu schicken. Aber das ist nur eine Übergangslösung, bis das e-Rezept kommt.

FLUXXGESUND: Der Bundesverband der deutschen Versandapotheken BVDVA hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass es das e-Rezept ab dem Jahr 2021 geben wird, wie es das Bundeskabinett am 3. April beschlossen hat. Wie soll es funktionieren und welchen Vorteil wird es für die sichere Versorgung mit Arzneimitteln haben?

Christoph Bertram: Die Daten auf dem Rezept werden verschlüsselt und dann in elektronischer Form in einer Datenbank gespeichert, auf die nur das zuständige medizinische Personal Zugriff hat. Selbst die Krankenkassen werden darauf nicht zugreifen können. Das e-Rezept kann dann bei einer Apotheke nur durch das Zugriffsrecht der Patient*innen in Form eines QR-Codes eingelöst werden. Diese entscheiden dann selbst, ob die Verordnung ohne unnötigen Verzug durch den Postversand in die Versandapotheke geschickt wird oder ob die Einlösung in der Apotheke vor Ort gewünscht ist.

Die Rezeptdaten werden sofort verfügbar sein, die Abrechnungszeiten werden sich verkürzen. Und das Beste daran wird sein, dass Arzneimittel schneller dorthin gelangen werden, wo sie hin sollen: zu den Menschen, die sie benötigen.

Wir bedanken uns bei Christoph Bertram, Inhaber der Sanicare-Versandapotheke, für das Gespräch.