Die Reizblase – Curbi et Orbi


Die Reizblase – Curbi et Orbi

Ständig auf der Hut, immer genau wissen, wo sich die nächste Toilette befindet oder auf der Suche danach. Reizblase, Blasenschwäche, überaktive Blase (ÜAB) – es gibt einige Bezeichnungen, die mehr oder weniger gut beschreiben, was nicht wenig verbreitet ist: eine Störung der Blasenfunktion. Sie betrifft alle Altersgruppen, tritt aber mit zunehmendem Alter häufiger auf, und Betroffene sehen ihre Lebensqualität zum Teil erheblich eingeschränkt.

Häufiger und starker Harndrang

Eine Störung der Blasenfunktion äußert sich in den meisten Fällen durch häufigen Harndrang. Wer mehr als siebenmal pro Tag zur Toilette geht, ist von zu häufigem Harndrang (Pollakisurie) betroffen. Oft setzt dieser plötzlich ein und wird als Dranginkontinenz bezeichnet, wenn er mit unkontrolliertem Harnverlust einhergeht. Zusätzlich kann das Wasserlassen gegen Ende mit Schmerzen verbunden sein (terminale Dysurie). Es wird auch von sogenanntem Nachträufeln nach dem Toilettengang berichtet. Wenn die Symptome auch nachts auftreten und sogar zu einer Unterbrechung des Schlafs führen, wird von Nykturie gesprochen.

Die gesunde Blase

Die Blase hat die Funktion den Urin zu sammeln und zu halten, der von den Nieren fortlaufend produziert und weitergeleitet wird. Sie ist dehnbar und kann bis zu 500 ml Volumen halten, wobei üblicherweise bei etwa der Hälfte aufgrund der Dehnung des Blasengewebes ein Nervensignal an das Rückenmark ergeht, dass eine baldige Entleerung erforderlich ist. Wir reagieren reflexartig durch Anspannen des willkürlichen Blasenschließmuskels, um eine sofortige Entleerung zu unterbinden. Die unwillkürliche Blasenwandmuskulatur zieht sich zusammen, um den Urin über die Harnröhre hinaus zu befördern.1

Primäre und sekundäre ÜAB

Die Störung dieses Zusammenspiels von willkürlichem Blasenschließmuskel und unwillkürlicher Blasenwandmuskulatur ist noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Es wird vermutet, dass die neurologische Weiterleitung des Dehnungsreizes fehlerhaft ist und die Blase dadurch viel zu sensibel auf die Füllmenge reagiert. Von dieser primären Form der Blasenfunktionsstörung wird die sekundäre Form unterschieden, für die eine andere Erkrankung der Blase ursächlich ist. Dazu zählen beispielsweise eine Zystitis, umgangssprachlich Blasenentzündung genannt, Harnsteine oder Tumore. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig die genannten Symptome ärztlich abklären zu lassen. Können sekundäre Einflüsse ausgeschlossen werden, dann ergeben sich Therapieansätze, die zielgenau auf die Betroffenen zugeschnitten werden.2 Begonnen wird mit Physiotherapie der Beckenbodenmuskulatur, auf der die Blase aufliegt. Zusätzlich können feste Toilettenintervalle, die Anpassung von Trinkrhythmus und Trinkmenge sowie eine gezielte Auswahl von Getränken helfen. Kaffee, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke gelten als harntreibend. Es gibt auch Hinweise, dass Kürbiskernöl (bot.: cucurbita maxima) Betroffenen helfen kann die Anzahl der Toilettengänge zu verringern und den Harndrang abzuschwächen.3 Weitere Möglichkeiten sind eine medikamentöse Therapie und Elektrostimulation. Als letztes Mittel der Wahl kann auch ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden.

HINWEIS: Die hier genannten allgemeinen Ratschläge bieten keine Grundlage zur medizinischen Selbstdiagnose oder -behandlung. Sie können keinen Arztbesuch ersetzen.

Quellenangaben
1 Braun P.M., Jünemann K.-P. (2007) Anatomie, Physiologie und Innervation des Harntraktes. In: Urodynamik. Springer, Berlin, Heidelberg; https://doi.org/10.1007/978-3-540-72506-0_2
2 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. und Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (2010), Leitlinien, Empfehlungen, Stellungnahmen: Die überaktive Blase (ÜAB)
3 Nishimura M. et al., Pumpkin seed oil extracted from cucurbita maxima improves urinary disorder in human overactive bladder; J. Tradit. Complement. Med. 4 (2014), 72–74.